Nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist es wichtig, dem Trauererleben Raum und Zeit zu geben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mobilen Hospizdienstes bieten daher trauernden An- und Zugehörigen eine entsprechende Begleitung an. 

Das Angebot ist vielfältig und reicht von unverbindlichen Entlastungsgesprächen und/oder der Möglichkeit einer Einzelbegleitung bis hin zur Teilnahme an verschiedenen Trauergruppen und gemeinsamen Aktivitäten wie etwa Wanderungen oder Trauerspaziergängen. Ein neues Angebot gibt es seit Herbst 2019: Einmal im Monat findet in St. Pölten im Bildungshaus St. Hippolyt ein sogenanntes Trauercafé als Ort der Begegnung und des Trauerns statt.

Gabriele Parsch hat das Trauercafé bereits einmal besucht. Hier besteht die Möglichkeit für trauernde Menschen, sich in zwangloser Atmosphäre zu begegnen, Erfahrungen auszutauschen, sich gemeinsam zu erinnern, zuzuhören und gehört zu werden. Der Ehemann von Gabriele Parsch ist vor zwei Jahren an einer schweren Erkrankung verstorben. „Nach einem Verlust ist es für Trauernde oft nicht einfach, wieder so etwas wie Alltag zu leben. Viele Betroffene haben das Bedürfnis, über ihren Verlust zu sprechen und in ihrem Trauererleben gesehen, wahr- und ernstgenommen zu werden“, weiß Marina Schmidt-Schmidberger, Koordinatorin des Mobilen Hospizdienstes der Caritas.

Bewusst Hilfe gesucht

„Nach dem Tod meines Mannes vor zwei Jahren habe ich mir bewusst Hilfe in der Trauerbegleitung gesucht“, erzählt Gabriele Parsch. „Ich hatte noch im Hinterkopf, dass die Caritas eine derartige Begleitung anbietet. An einem Tag, als ich in meiner Trauer besonders verzweifelt war, habe ich dann noch am selben Abend dort angerufen“, erinnert sich Frau Parsch. 

Trauerbegleiterin Barbara Kögl hat sie bald darauf zu Hause besucht. Aus dem ersten sehr guten Gespräch wurden bald regelmäßige Treffen, die Frau Parsch sehr geholfen haben. „Meine Familie, meine Freundinnen, alle waren nach dem Tod meines Mannes da, aber man will in diesem Moment diese Personen nicht damit belasten, wie schlecht es einem geht. Man möchte mit jemanden reden, der außen steht und sich diese tiefen Sorgen und Trauergefühle anhören und aushalten kann“, erklärt sie. „Mit meiner Trauerbegleiterin konnte ich offen über all das sprechen, auch darüber, wie schlecht es mir wirklich geht. Denn es fällt mir schwer, das nach außen zu zeigen. Ich möchte ja eigentlich nicht so wahrgenommen werden.“

"Mit meiner Trauerbegleiterin konnte ich offen über alles sprechen, auch darüber, wie schlecht es mir wirklich geht. Denn es fällt mir schwer, das nach außen zu zeigen."

 

Gabriele Parsch

Achterbahn der Gefühle

Zusätzlich zur Trauereinzelbegleitung hat Gabriele Parsch auch eine geschlossene Trauergruppe besucht, die aus einem gleich bleibenden Personenkreis besteht, der sich monatlich trifft. „Dort habe ich vier Frauen kennengelernt, die ebenfalls Witwen geworden sind. Bis heute pflegen wir regelmäßig Kontakt und tauschen uns untereinander aus. Diese aus der Trauergruppe entstandenen Freundschaften sind sehr wertvoll, immer wieder helfen wir uns gegenseitig weiter, wenn es einer von uns schlecht geht“, freut sich Frau Parsch über diese Begegnungen.

„Ein wichtiger Punkt ist, auf sich selbst gut zu schauen und sich selbst zu spüren. Was in einem Menschen gerade vorgeht, das kann vieles sein: Unterschiedliche und oftmals unerwartete Trauergefühle brechen auf und man fühlt sich wie in einer ‚Achterbahn’. Trauer kann auch körperliche Beschwerden hervorrufen. Man hadert mit Gott und der Welt“, weiß Koordinatorin Marina Schmidt-Schmidberger. „Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, wie jemand in der Trauer fühlen oder handeln soll. Vor allem aber muss man nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Man muss sich auch nicht dem Druck aussetzen, es müsste ja schon wieder gut sein – etwa nach einem Jahr. Trauer kann Menschen ein Leben lang begleiten. Es geht nicht um das Loslassen, wie man oft hören kann. Sondern es geht darum, das Geschehene in das Leben zu integrieren. Trotzdem darf dieses Leben ein gutes Leben werden und sein“, betont Marina Schmidt-Schmidberger.

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Ich habe meinen
inneren Frieden gefunden

„Es geht mir heute gut und ich habe meinen inneren Frieden gefunden. Trotzdem fehlt mir mein Mann jeden Tag, es tut noch immer weh. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Und ich weiß auch, dass ich es ohne die Trauerbegleitung und die geschlossene Trauergruppe nicht so geschafft hätte“, betont Gabriele Parsch. Das Trauercafé möchte sie auch weiterhin besuchen.

„Was tut einem Menschen nach einem schweren Verlust gut, welche Art der Begleitung braucht er oder sie und wie kann man das umsetzen und auf diese Weise dem Menschen das Vertrauen in sich selbst zurückgeben“, beschreibt Marina Schmidt-Schmidberger den Handlungsfaden in der Trauerbegleitung. „Denn Trauerbegleitung heißt nicht, zu versuchen, jemandem die Trauer wegzunehmen, auszureden, zu heilen oder gut zu machen. Das funktioniert nicht. Trauer und Verlust sind natürliche Anteile des Lebens, die jedem begegnen werden oder schon begegnet sind, und mit denen man sich auseinandersetzen muss. Denn es gibt keine Lebensbiographie, in der nicht auch Abschied und Verlust vorkommen“, weiß die Trauerbegleiterin. „Ausgehend von den Bedürfnissen der Betroffenen begleiten wir Menschen eine Zeit lang zu Hause und besuchen sie in den eigenen vier Wänden. Es gibt geschlossene oder offene Trauergruppen wie auch das Trauercafé oder Spaziergänge und Wanderungen für Trauernde. Dadurch können Trauernde ein Angebot suchen, das für ihn oder sie in der jeweiligen Situation am stimmigsten ist.“


Printversion Jahresbericht 2019 zum Download

Zahlen und Fakten

135 ehrenamtliche MitarbeiterInnen

des Mobilen Hospizdienstes begleiteten in 11.854 Einsatzstunden 328 Menschen in der letzten Lebensphase

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