In vielen Pfarrgemeinden gibt es einen pfarrlich organisierten Besuchsdienst. In unterschiedlicher Form und Intensität nehmen Pfarren den Kontakt zu alten, kranken und nicht mehr mobilen Menschen wahr. Die Pfarrcaritas begleitet und unterstützt diese pfarrlichen Aktivitäten.
Viele alte Menschen vereinsamen. Das Thema Einsamkeit ist in den letzten Jahren verstärkt in den Blick und damit ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Wenn die Mobilität eingeschränkt ist und sich eine Krankheit dazugesellt, wird die Tendenz zum Rückzug verstärkt. Kontakte zu haben, Gemeinschaft zu pflegen und zu erleben, ist aber für jeden Menschen notwendig. Auf Menschen gezielt zugehen, sie zu besuchen und ihnen Zeit zu schenken und die Teilhabe am Leben zu ermöglichen, ist daher ein wertvoller Dienst, den wir unseren Mitmenschen erweisen können. Die Pfarrcaritas möchte daher das Thema Einsamkeit weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken und den Besuchsdienst forcieren.
Irene Nessl ist Volksschullehrerin in Zwettl und engagiert sich bereits seit 5 Jahren ehrenamtlich beim Besuchsdienst. „Die Pfarre Zwettl hat über die Pfarrcaritas ein Seminar über vier Abende zum Besuchsdienst angeboten. Genau das Thema hat mich schon länger beschäftigt, also habe ich mich gleich entschlossen, das Seminar zu absolvieren“, erinnert sich Frau Nessl an die Zeit vor fünf Jahren. „Ich wollte jemandem meine Zeit schenken“, erzählt sie über ihre Motivation. „Meine Mutter hat früher schon gerne alleinstehende Menschen im Ort besucht, sie ist da mein großes Vorbild“, so Frau Nessl weiter. „Wir waren sieben Kinder zu Hause, auf meine kleinere Geschwister musste ich oft aufpassen, da habe ich schon sehr früh gelernt, für andere Verantwortung zu übernehmen."


Es hat gleich gut gepasst
Nach Abschluss des Seminares wollte Irene Nessl zuerst Menschen im Pflegeheim in Zwettl besuchen. Dann wurde sie aber von Karin Messerer, Leiterin der Caritas Sozialstation Zwettl für Betreuen und Pflegen zu Hause, angerufen. Denn den Mitarbeiterinnen der Caritas Pflege kommen im Rahmen ihrer Tätigkeit immer wieder auch zu sehr einsamen Menschen nach Hause, die dringend Ansprache benötigen würden. In solchen Fällen wird ebenfalls versucht, den Besuchsdienst der Pfarrcaritas zu vermitteln.
So war es auch bei Josef Hüttner, der einmal in der Woche von der Caritas Sozialstation im Haushalt und bei der Körperpflege unterstützt wird. Der 79-jährge Mindestpensionist ist alleinstehend, hat keine Familie und kaum soziale Kontakte. Seit 5 Jahren wird er nun regelmäßig von Irene Nessl an einem Freitag besucht. „Es hat von Anfang an sehr gut gepasst. Gute zwei Stunden nehme ich mir schon dafür Zeit, sodass es auch für Herrn Hüttner angenehm ist und ich nicht gehetzt wieder aufbrechen muss“, erzählt Frau Nessl.
Kleine Ausflüge in
die Umgebung
Vor zwei Jahren musste Josef Hüttner aus seinem kleinen Haus in eine Mietwohnung umziehen. Dabei hat ihm Frau Nessl sehr geholfen. „Bis zu 30 Stunden in der Woche habe ich damals mit ihm verbracht: Möbel und Hausrat transportieren, Altes entsorgen und Besorgungen für die neue Wohnung machen“, erinnert sich die Volksschullehrerin. Das alles hätte Josef Hüttner allein nie geschafft, dafür ist er Irene Nessl auch sehr dankbar.
„Am Anfang des Besuchsdienstes haben wir sehr viel Karten gespielt und vor allem alte Fotos angeschaut. Herr Hüttner war Hobbyfotograf, das Fotografieren war seine große Leidenschaft“, erzählt Frau Nessl weiter. Der Mindestpensionist war und ist noch sehr mobil und geht sehr gerne mit Begleitung spazieren. So hat er sich sehr gefreut, dass Irene Nessl auch bereit war, ihn immer wieder mit dem Auto zu kleineren Ausflügen, wie zum Stausee Ottenstein, nach Groß Gerungs oder Bad Traunstein, mitzunehmen.
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