
Reise in den Senegal – ein Blick hinter die Kulissen
Im Senegal leben rund 18 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte davon unter der Armutsgrenze. Besonders Frauen und Menschen in ländlichen Regionen kämpfen mit hohen Analphabetenraten und begrenztem Zugang zu Bildung. Caritas-Praktikantin Annika Meyborg hat während einer Projektreise ein Reisetagebuch dazu geführt.
Die Caritas setzt sich mit Projekten wie Frauen- und Schulgärten sowie Aufforstungsmaßnahmen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen ein. Diese Projekte bieten ökologische und soziale Lösungsansätze und sollen den Frauen und Menschen vor Ort helfen, ein unabhängiges Leben zu führen.


Im Februar 2025 durfte ich mit einem Filmteam der Caritas Diözese St. Pölten für zwei Wochen in den Senegal fliegen. Ziel unserer Reise war es, die Auswirkungen des Klimawandels und die sozialen Herausforderungen der Bevölkerung zu dokumentieren. Dabei lag der Fokus auf Garten- und Aufforstungsprojekten in den Regionen Tambacounda und Kaolack. Nach einem langen Flug landeten wir in Dakar und fuhren gleich weiter nach Thiès. Am nächsten Tag ging es nach Kaolack, in den Westen des Landes. Während der Fahrt zogen weitläufige, flache Landschaften, majestätische Affenbrotbäume und unzählige Rinderherden vorbei. In Kaolack angekommen, trafen wir den Koordinator der Caritas vor Ort. Nach einer kurzen Teambesprechung setzten wir am Nachmittag unsere Reise fort. Tagesziel war Tambacounda. Unterwegs hielten wir an, um frische Bananen und Erdnüsse zu kaufen, und tranken den typisch süßen „Café Touba“, gewürzt mit Guinea-Pfeffer.


Tambacounda: Wasser ist Leben
Am Mittwoch, unserem ersten Drehtag, ging es nach Thiewal. In diesem kleinen Dorf in der Region Tambacounda hat die Caritas einen Garten angelegt, der es den Frauen ermöglicht, eigenes Gemüse anzubauen und zu verkaufen. Der Garten hat den Frauen nicht nur einen Zugang zu frischem Gemüse verschafft, sondern auch finanzielle Unabhängigkeit. Wir wurden von Ali Dème, dem „Chef de Village“, empfangen, der uns herzlich erzählte, wie sehr er der Caritas für diese Hilfe dankbar ist. Nach einem gemeinsamen Frühstück besichtigten wir den Garten, wo ich mit einigen der Frauen sprach. Auch wenn wir keine gemeinsame Sprache fanden, war die Kommunikation dank unserer Übersetzer*innen sehr herzlich und offen. Besonders die Geschichte von Soutou Daillo hat mich tief bewegt. Sie erzählte mir von ihrem Leben, ihrer frühen Heirat und ihrem Wunsch nach einer besseren Zukunft. Geschichten wie diese gehen mir nahe und führen mir immer wieder vor Augen, wie privilegiert ich aufgewachsen bin.

Kaolack: im Mangrovendelta
In Ndobène besuchten wir einen weiteren Frauengarten, der ebenfalls von der Caritas unterstützt wird. Inmitten der trockenen Landschaft wirkte dieser Garten wie eine grüne Oase. Danach ging es weiter nach Sokone und ins Mangrovendelta. Hier engagiert sich die Caritas für die Aufforstung von Mangrovenbäumen, die vor Erosion und Sturmfluten schützen und gleichzeitig eine Grundlage für die Fischerei bieten. Wir fuhren mit einer Piroge über das Wasser. Die untergehende Sonne tauchte das Delta in ein warmes Licht und Kraniche flogen in den Abendhimmel.


Herzschmerz und Glutball
Am nächsten Tag endete unsere Reise, und der Abschied fiel mir unglaublich schwer. Zwei Wochen waren wir angeblich im Senegal gewesen? Es hätten auch Monate sein können. Als der Flieger abhob, war mein Körper zwar auf dem Weg nach Österreich, meine Gedanken hatte ich allerdings zurückgelassen. Mein Herz war noch im Senegal, bei den grünen Gärten, die inmitten der trockenen Landschaften wie Oasen blühten. Bei dem Duft der frischen Erde und der senegalesischen Sonne, die sich jeden Abend in einen tiefroten Glutball verwandelte. Bei den Affen, die durch die Mangrovenbäume sprangen, und bei den Menschen, die mich mit ihrer Hoffnung und Stärke tief berührt haben. Der Gedanke an das, was ich dort gesehen und gefühlt habe, ließ mich nicht los. Obwohl ich wusste, dass die Reise zu Ende war, fühlte sie sich alles andere als „abgeschlossen“ an. Ich werde den Senegal vermissen, seine Natur, seine Menschen und die unbeschreibliche Wärme, die einem dort entgegengebracht wird. Mein Praktikum bei der Caritas war zwar anders als erwartet, aber ich hätte es nicht anders gewollt. Keine Sekunde dieser Reise hätte ich verpassen wollen.
Zahlen und Fakten
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5.600 Familien (oder 56.519 Personen) im Senegal konnten in 12 Projekten erreicht werden.
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9.253 Kinder erhalten im Senegal in den von der Caritas unterstützten Programmen Schul- und Lernhilfe und sind Teil eines Ernährungsprogramms.