Die Gründe, warum Menschen eine Suchterkrankung entwickeln, können vielfältig sein. Die persönliche Entwicklung, das soziale Umfeld, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die jeweiligen Substanzen spielen dabei eine große Rolle.

Die Suchterkrankung entsteht über einen längeren Zeitraum und oftmals auch unauffällig. Nicht immer sind einschneidende Lebensereignisse dafür verantwortlich und nicht immer ist die Erkrankung für Außenstehende ersichtlich. Das Angebot der Suchtberatung der Caritas richtet sich an Menschen mit problematischem bis hin zu abhängigem Alkohol-, Medikamenten- und Drogenkonsum, Glücksspiel- und Onlinesucht sowie an deren Angehörige. Hier suchen Menschen Hilfe, weil sie durch ihre Sucht einen großen Leidensdruck verspüren, so wie die 
25-jährige Sabrina.
Sabrina ist eine offene, sehr freundliche und willensstarke junge Frau. Diesen Eindruck macht sie während unseres Gesprächs gemeinsam mit Suchtberaterin Beatrix Reitbauer. Offen über die eigene Drogensucht zu erzählen und darüber, was diese mit ihr über die Jahre gemacht hat, ist nicht ganz einfach und erfordert großen Mut und auch die Bereitschaft, sich der Realität und den Tatsachen zu stellen. Zurzeit geht es Sabrina relativ gut, sie nimmt zwar weiterhin Drogen, hat aber ihren Drogenkonsum deutlich reduziert und die Situation momentan im Griff. Die Substanz, die sie jetzt noch nimmt, ist auch besser „verträglich“ und lässt sie nicht so aggressiv werden. Ihr Ziel ist jedoch definitiv, von den Drogen ganz wegzukommen. „Am schlimmsten ist die psychische Abhängigkeit von den Drogen“, erzählt Sabrina. „Es geht mir dann psychisch gar nicht gut, ich bin sehr angespannt und schlecht gelaunt, manchmal aggressiv. Die körperlichen Abhängigkeitssymptome sind zum Glück nicht mehr da.“ 
„Die Suchtarbeit kann verschiedene Ziele haben“, erklärt Beatrix Reitbauer von der Caritas-Suchtberatung und Betreuerin von Sabrina. „Das bedeutet, mit Menschen an einer Veränderung ihres Suchtmittelkonsums zu arbeiten mit Zielen, die sie sich selbst setzen und die realistisch sind. Das kann die Reduktion des Konsums, die Entwöhnung und die völlige Abstinenz sein aber auch die Begleitung ohne Veränderungswillen beim Konsum. Veränderung braucht Zeit und die psychische Abhängigkeit ist dabei die größte Herausforderung“, bestätigt auch Beatrix Reitbauer.

„Die Drogen haben mir Halt gegeben"

Sabrina leidet auch an einer psychischen Erkrankung, dem Borderline-Syndrom. Halt und Sicherheit hätten ihr dabei in ihrem gefühlsmäßigen Chaos und ihren schweren Stimmungsschwankungen immer die Drogen gegeben: „Die Drogen waren immer für mich da, haben mich nicht verurteilt, waren meine Zuflucht.“ Immer tiefer „hineingerutscht“ in die Drogenabhängigkeit ist Sabrina auch, weil gefühlt in ihrem Leben immer einfach alles bergab gegangen ist, erzählt sie. Zugrunde liegen aber auch Erlebnisse und Traumata aus der Kindheit sowie eine Beziehung, die schiefgegangen und völlig aus dem Ruder gelaufen ist. „Trost habe ich bei meinen Drogen gefunden, aber natürlich hat das nicht gestimmt. Im Gegenteil, die Drogen haben die Kontrolle über mich übernommen“, weiß Sabrina. „Hat die Wirkung nachgelassen, bin ich völlig ausgerastet, habe nur mehr geschrien und bin leider auch gegen andere gewalttätig geworden.“ Ab diesem Zeitpunkt war Sabrina klar, dass es so nicht weitergehen kann, sich etwas ändern muss.


Das erste Mal mit Drogen in Kontakt gekommen ist Sabrina mit 14 Jahren. Damals ist ihre geliebte Oma verstorben. „Das habe ich nicht verkraftet und ich wollte einfach nur in eine Scheinwelt flüchten, wieder gute Laune haben.“ Bei den weichen Drogen wie Cannabis ist es aber nicht geblieben. „Vor sechs Jahren bin ich dann auf stärkere synthetische Drogen umgestiegen. Im Vorjahr ist die Situation dann eskaliert und ich habe im März erstmals die Caritas-Suchtberatung aufgesucht.“ Seitdem hat sie den Konsum reduziert. „Der körperliche Entzug war heftig, geht aber vorbei“, erinnert sich Sabrina, „die psychische Abhängigkeit macht mir sehr zu schaffen, aber ich will nicht nachgeben und es unbedingt schaffen, ganz wegzukommen. Dabei hilft mir die Caritas-Suchtberatung sehr. Hier erlerne ich Möglichkeiten, dem Druck, wieder zu konsumieren, nicht nachzugeben und meine Anspannungen abzubauen. Hier kann ich reden und alles erzählen, ohne Vorwürfe zu bekommen.“

"Ich bin noch so jung, das kann es nicht gewesen sein. Ich möchte lernen, mich wieder richtig konzentrieren zu können, arbeitsfähig zu werden und einen Alltag leben zu können."

 

Sabrina

Es geht nie nur um
die Suchterkrankung

„Diese Reflexionen finden bei jedem Termin statt und werden immer wieder durchbesprochen“, bestätigt Beatrix Reitbauer. „Die Thematiken darüber hinaus sind sehr umfassend. Es geht nie nur um das Thema Sucht allein. Es geht auch um die finanzielle Komponente, Hilfestellung bei Anträgen, Wohnsituation, Arbeit, Beziehung und Familie. Denn die Umstände und ungelösten Probleme bedingen in vielen Fällen den Konsum.“

Um ihre Situation und auch ihre psychische Erkrankung ganz in den Griff zu bekommen, strebt Sabrina als nächsten Schritt nun einen stationären Reha-Aufenthalt in der Psychiatrie an. „Ich bin noch so jung, das kann es nicht gewesen sein. Ich möchte lernen, mich wieder richtig konzentrieren zu können, arbeitsfähig zu werden und einen Alltag leben zu können.“ Ihre Träume und Ziele hat die 25-Jährige fest im Blick: „Mein größter Wunsch wäre, in einem kleinen Haus mit Garten wohnen zu können, denn die kreative Arbeit im Garten liebe ich sehr. Außerdem liebe ich Katzen und möchte gern mit einer Zucht Norwegischer Waldkatzen starten. Dafür würde ich gern ein wunderbares Außengehege in diesem Garten bauen. Und wenn ich die Reha fertig habe, planen mein Partner und ich zu heiraten. Ich habe einen starken Willen und werde das schaffen, ich gebe nicht auf.“

Zahlen und Fakten

2.131 Menschen mit Suchterkrankungen

sowie ihre Angehörigen fanden

Beratung und Unterstützung

3.370 Klient*innen

wurden vom PsychoSozialen Dienst betreut.

325 Klient*innen

wurden in der Wohnassistenz betreut.

64 Klient*innen

leben in den PsychoSozialen

Wohnhäusern Paudorf und Zwettl.

103 Klient*innen

arbeiten in den PsychoSozialen Tagesstätten Paudorf und Zwettl.

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