Viele Freiwillige in den Pfarren bilden das Rückgrat der PfarrCaritas-Arbeit und werden von fünf hauptberuflichen PfarrCaritas-Mitarbeiter*innen in den Regionen unserer Diözese begleitet. Die PfarrCaritas feierte 2023 ihr 30-jähriges Bestehen. In einem Interview erzählt PfarrCaritas-Leiter Christian Köstler über die Arbeit der PfarrCaritas und würdigt das große Engagement vieler Menschen draußen in den Pfarren.

Was bedeutet PfarrCaritas? Ist sie DAS Netz der Nächstenliebe und Solidarität?
Christian Köstler: PfarrCaritas ist gelebte Nächstenliebe im Sinne des Evangeliums. Die Gemeinschaft der Christ*innen in einer Pfarrgemeinde übernimmt Verantwortung für Menschen, die Hilfe und Unterstützung brauchen. PfarrCaritas wird damit zu einem tragenden Netz unmittelbar vor Ort. PfarrCaritas verleiht sozusagen der Liebe Gottes Flügel. Unser Logo, das einen Engel oder auch ein geteiltes Herz zeigt, steht als Symbol für die vielen guten Menschen, die ihr Herz für andere öffnen.  

Wie funktioniert die Arbeit in der PfarrCaritas in der Praxis?     
Christian Köstler: Als PfarrCaritas-Referent*innen unterstützen und fördern wir die Arbeit und das soziale Engagement der PfarrCaritas-Gruppen in den Pfarren. Wir bieten Schulungen, Workshops, Infomaterialien, Vernetzungstreffen und vieles mehr an. Für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in den Pfarren sind wir PfarrCaritas-Referent*innen die ersten Ansprechpartner*innen zu allen Caritas-Themen. 
 

 

Was passiert in den Pfarren, was kann die Caritas bewirken? 
Christian Köstler: Not sehen und handeln ist das Leitmotiv der Arbeit der PfarrCaritas vor Ort. In fast allen Pfarren gibt es Angebote und Initiativen zum Besuchsdienst. Von regelmäßigen, wöchentlichen Besuchen bis hin zu punktuellen Anknüpfungspunkten im Laufe des Kirchenjahres reicht hier das Spektrum. Derzeit werden einfache Begegnungsmöglichkeiten verstärkt angeboten (Treffpunkt Pfarrgarten, Tratschbankerl). Der Blick auf Menschen in finanziellen Notlagen führte zu Sammlungen für Warenkörbe für die Sozialmärkte oder zu Lebensmittelausgaben vor Ort. Durch Plakate im Schaukasten, Unterlagen am Schriftenstand oder im persönlichen Gespräch werden Menschen in den Pfarren auf die Hilfs- und Beratungsangebote der Caritas hingewiesen. 
Gefordert sind die PfarrCaritas-Verantwortlichen auch bei konkreten Notfällen oder Katastrophen wie Bränden oder Hochwasser, hier gibt es eine sehr effektive und unkomplizierte Zusammenarbeit in der Abwicklung der Hilfe zwischen den Pfarren und der Caritas. Die Organisation von Bildungs- und Informationsveranstaltungen zu sozialen Themen ist nach wie vor ein Fixpunkt in vielen Pfarren. Auch die Unterstützung der Caritas-Haussammlung und anderer Spendenaktionen ist den Verantwortlichen in den Pfarren wichtig. Die 422 Pfarren sind somit die Basisstationen der Solidarität in unserer Diözese. 

Was ist die Bedeutung der Haussammlung, der größten Spendensammlung der Caritas St. Pölten?
Christian Köstler: Wenn sich jährlich 3.000 Sammler*innen von Haus zu Haus, von Tür zu Tür auf den Weg machen, ist das ein tolles Zeichen der Solidarität und des Miteinanders. Bei Tausenden Hausbesuchen sind sie Botschafter*innen der Nächstenliebe. Die Hausbesuche sind eine Chance, mit den Menschen sowohl über ihre Freuden als auch über ihre Sorgen und Nöte ins Gespräch zu kommen. Wenn nötig gibt es auch einen Hinweis auf diverse Hilfsangebote der Caritas. 
 

"Ich glaube, unsere große Stärke ist, dass wir unmittelbar vor Ort, gemeinsam mit den Verantwortlichen überlegen, wo die Nöte der Menschen sind und welchen Beitrag die PfarrCaritas leisten kann."

 

Christian Köstler

Wie kann man Menschen motivieren, sich zu engagieren?
Christian Köstler: Wir erleben dort, wo Menschen ein für sie persönlich sinnvolles Angebot zum Engagement finden, eine sehr hohe Bereitschaft mitzumachen. Menschen, die im Besuchsdienst unmittelbar die Freude und Dankbarkeit der Besuchten erleben. Menschen, die als Helfer*innen im Pfarrgarten spüren, wie wichtig dieses Begegnungsangebot für andere sein kann. Menschen, die bei einem gemeinsamen Spielenachmittag ihre eigene Leidenschaft gut für andere einsetzen können. Sie alle sehen ihr Engagement auch als persönliche Bereicherung für ihr Leben und werden damit auch oft Multiplikator*innen, die andere zur Mitarbeit einladen. Sehr wichtig ist, Menschen ganz konkret zu fragen, ob sie bereit sind, ihre Fähigkeiten und Talente auch für andere einzusetzen.

Wie hat sich die Arbeit der PfarrCaritas in den 30 Jahren verändert?
Christian Köstler: Soziales Engagement in den Pfarren gibt es ja als Grundauftrag der Nächstenliebe schon seit Jahrhunderten. Durch die Gründung der PfarrCaritas vor 30 Jahren als Einrichtung der Caritas können wir den Pfarren unterstützend zur Seite stehen. Nicht verändert hat sich der gute persönliche und direkte Kontakt der PfarrCaritas-Referent*innen zu den Verantwortlichen und in den Pfarren. Ich glaube, unsere große Stärke ist, dass wir unmittelbar vor Ort, gemeinsam mit den Verantwortlichen überlegen, wo die Nöte der Menschen sind und welchen Beitrag die PfarrCaritas leisten kann.
 

Ein Ausblick in die Zukunft?

Christian Köstler: Soziales Engagement wird auch in Zukunft notwendig sein und eine große Aufgabe für die Pfarren bleiben. Eine gute Vernetzung innerhalb der Pfarrverbände, innerhalb der Gemeinden und mit anderen Gruppen wird zukünftig sicher immer wichtiger werden. Pfarren haben dabei eine ganz zentrale Rolle. Dabei wollen wir auch in den nächsten Jahrzehnten Pfarren unterstützen und fördern.

Zahlen und Fakten

743.200 Euro

wurden für die Haussammlung 2023 gespendet.

Rund 3.000 Freiwillige

haben sich bei der Caritas Haussammlung engagiert.

909 Personen

haben an den 58 Veranstaltungen (Studientage, Vorträge) der PfarrCaritas teilgenommen.

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