Der Krieg in der Ukraine hat dramatisches Leid verursacht und wird das weiterhin tun. Geflüchtete Menschen und auch jene, die in der Ukraine ausharren müssen, brauchen weiterhin unsere Hilfe. Die Caritas St. Pölten hat die Betreuungsplätze für Geflüchtete in der Grundversorgung im Bereich Asyl und Integration 2022 daher rasch ausgebaut.
Insgesamt wurden bis jetzt über 14 Millionen Ukrainer*innen durch den Krieg vertrieben. Die humanitäre Lage ist katastrophal. Millionen von Menschen wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, und weitere Millionen müssen in den umkämpften Gebieten in großer Not verharren. Auch in Österreich versorgt die Caritas geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Doch auch schon vor der Ukraine-Krise hat die Caritas St. Pölten begonnen, den Bereich Asyl und Integration auszubauen. „Als ich Anfang 2021 zur Caritas kam, war mein Auftrag, den Fachbereich mit ca. fünfzig Unterbringungsplätzen für Asylwerber*innen aufzubauen. Damals gab es genau eine Asylwerberin aus Äthiopien. Heute betreuen wir aktuell rund 400 Geflüchtete“, erzählt Thomas Pfeffer, Fachbereichsleiter Asyl und Integration. „Am 24. Februar 2022, an dem Tag an dem Russland die Ukraine angegriffen hat, haben wir 77 Bewohner*innen in zehn Wohnungen betreut, zwei Wochen später waren es bereits 122 und Ende März 219 Bewohner*innen“, so Pfeffer.
Ankunftszentrum im Lilienhof
Im Lilienhof in St. Pölten hat die Caritas im Auftrag des Landes Niederösterreich Ende März ein Ankunftszentrum (AZL) eingerichtet. Das Ankunftszentrum war Erstanlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge. Die Menschen sind meist zwei bis drei Tage geblieben und dann weitergereist. Im Lilienhof wurden sie polizeilich registriert, erhielten ein Lungenröntgen und wurden in Quartiere weitervermittelt.
Vermittelt wurden im Lilienhof über das Projekt „Wohndrehscheibe” so weit wie möglich auch Privatquartiere für geflüchtete Menschen. „Das hat sehr gut funktioniert. Auf diese Weise konnten mehr als 1.200 Ukrainer*innen in privaten Quartieren untergebracht werden“, erzählt Thomas Pfeffer. Dazu wurde von der IT-Abteilung innerhalb weniger Tage eine Datenbank entwickelt. Private Wohnraumanbieter*innen, die sich über die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen gemeldet haben, wurden telefonisch kontaktiert und die Details des angebotenen Wohnraums evaluiert und bewertet. Im AZL erfolgte dann mit den betroffenen Personen die Auswahl des passenden Quartiers.
Die erste ruhige Nacht
Gemeinsam mit einer Betreuerin setzen wir uns im Garten zu einer ukrainischen Familie. Anatoli und seine Frau Alena, Tochter Ina und Enkeltochter Marjam kommen aus dem Bezirk Saporischschja im Südosten der Ukraine. Als russische Soldaten bis zu ihrem Wohnort vorgedrungen waren, haben sie sich entschlossen zu fliehen. „Es wurde einfach zu gefährlich, man hat dauernd Raketeneinschläge und Explosionen gehört, die kleine Marjam hatte ständig Angst“, erzählt Mutter Ina. „Dann haben wir die wichtigsten Sachen zusammengepackt, uns ins Auto gesetzt und sind losgefahren. Eine Woche waren wir unterwegs und sind über die Slowakei nach Österreich gekommen.“ Die erste Nacht im Lilienhof konnten sie seit Langem endlich wieder richtig schlafen. „Es ist so ruhig, wir können uns sicher fühlen und ich habe in der Früh endlich wieder Vögel zwitschern hören. Wir fühlen uns sehr wohl hier“, ist Anatoli zutiefst dankbar.