Pakistan wurde im Sommer 2022 von einer der verheerendsten Flutkatastrophen heimgesucht. Generalsekretär Christoph Riedl und Projektkoordinator Andreas  Zinggl waren im September vor Ort, um sich ein Bild von der katastrophalen Lage zu machen sowie die Zusammenarbeit mit Caritas Pakistan und den Projektpartnern zu koordinieren. Eine Reisenachlese von Andreas Zinggl.

Nicht immer sind Reiseeindrücke ausschließlich erfreulich. Das erste Mal, als ich nach Pakistan kam, stand das Land zu einem Fünftel unter Wasser, eine Fläche so groß wie ganz Italien. Nothilfe war angesagt. Die Verteilung von Zelten, Essenspaketen und sogenannten „Non-Food Items“ (also Kochgeschirr, Hygieneartikel, Kleidung, etc.) hatte höchste Priorität. Millionen Menschen konnten gerade noch ihr Leben retten, hatten aber Häuser und Lebensgrundlagen verloren. Nach der Phase der Nothilfe begannen daher der Wiederaufbau von Häusern und Schulen sowie die Wiederherstellung der Lebensgrundlagen. Als „Jahrhundertflut“ wurde die Katastrophe damals bezeichnet. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Klimawandel konnte nicht ausgeschlossen werden. Das war im Jahr 2010. 

Zwölf Jahre und geschätzte fünfzehn Pakistanreisen später war das Land erneut von Überschwemmungen betroffen. Wenige Wochen davor war noch das allerletzte Caritas-Wiederaufbauprojekt von 2010 abgeschlossen. Dieses Mal stand sogar ein Drittel der Landesfläche unter Wasser. Mehr als 33 Millionen Personen, also jeder siebte in Pakistan lebende Mensch, waren davon betroffen. Dass hier die Klimaerwärmung deutlich ihre Spuren hinterlassen hat, steht außer Zweifel. Gletscherschmelze im Himalaya und bis zu fünffache Regenmengen während des sommerlichen Monsuns folgten einer Hitzewelle mit bis zu fünfzig Grad Celsius im Mai 2022. Das war der Anlass zur Reise nach Pakistan im September 2022.

„Die Dimensionen der Überschwemmungen in Pakistan des Jahres 2022 sind größer als damals bei der Jahrhundertkatastrophe. Die Verantwortung dafür ist noch deutlicher der Klimaerwärmung zuzuschreiben als je zuvor.“

 

Andreas Zinggl

Überraschenderweise gibt es dazu nicht nur Unerfreuliches zu erzählen. Jene Häuser, die nach der „Jahrhundertflut“ 2010 von der Caritas gebaut wurden, hielten nämlich den Fluten stand. Sämtliche Projekte, ob es um Schulen, um die Berufsausbildung und die Integration von afghanischen Flüchtlingen in Pakistan oder um Förderung von Frauengruppen geht, blieben von Schäden weitgehend verschont. Und ganz besonders erfreulich war, dass jenes Projekt, das die Unterstützung von Kleinbauern bei der Adaption der Landwirtschaft gegen die Folgen des Klimawandels zum Inhalt hat, nicht nur kaum betroffen war, sondern einmal mehr seine Wichtigkeit und Richtigkeit bewiesen konnte. Resilienz, lautet der moderne Begriff dafür. Die Hilfe war also nachhaltig. Das war dann aber auch schon alles an erfreulichen Eindrücken.

Die Dimensionen der Überschwemmungen des Jahres 2022 sind größer als damals bei der „Jahrhundertkatastrophe“. Die Verantwortung dafür ist noch deutlicher der Klimaerwärmung zuzuschreiben als je zuvor. Pakistan zählt weltweit zu jenen zehn Ländern, die am stärksten davon betroffen sind. Gleichzeitig trägt es – als einwohnermäßig fünftgrößter Staat der Erde – weniger als ein Prozent zu den Treibhausgasen bei. Kurz zusammengefasst: Die saftige Rechnung für die Folgen des Klimawandels wird von Menschen übernommen, die gar nichts dafürkönnen. In Europa wie auch im Rest der Welt scheint diese Katastrophe nur wenige zu interessieren – jedenfalls wenn es ums Bezahlen geht. Ökonom*innen sprechen von „externen Kosten, die nicht internalisiert wurden“, andere nennen es schlicht Verantwortungslosigkeit. Die Folgen sind dieselben. Nicht einmal 20 Prozent jener Menschen, die jetzt auf Nothilfe angewiesen sind, haben eine solche erhalten. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass 16 Millionen Menschen Nothilfe verwehrt blieb.

Zahlen und Fakten

3.940 Familien

(oder 26.665 Personen) in Pakistan konnten in 12 Projekten mit

Nothilfepaketen versorgt werden.

1.600 Kinder

erhalten in Pakistan in den von der Caritas unterstützten Schulen Unterricht.

1.080 Kleinbauernfamilien

werden in Pakistan dabei unterstützt, sich gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen und gleichzeitig ihren Ertrag zu steigern.

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