Die Coronakrise und damit einhergehende Probleme und Herausforderungen in der Schule und bei der Berufswahl haben erhebliche soziale, finanzielle und gesundheitliche Auswirkungen auf die Zukunft junger Menschen. Im Rahmen des Jugendcoachings bietet die Caritas St. Pölten Beratung und Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene an.

lf Jugendcoachs der Caritas St. Pölten beraten Schülerinnen und Schüler in der Region Waldviertel ab dem 9. Schulbesuchsjahr direkt vor Ort in der Schule. Finanziert wird das Jugendcoaching auch vom Sozialministeriumservice. „In der Corona-Pandemie war das aber nicht mehr in der Schule möglich, der direkte Kontakt ist von einem zum anderen Tag abgebrochen“, erzählt Andrea Hahn-Pfeiffer, Leiterin des Caritas-Jugendcoachings. Man hat versucht, nun auf vielen kreativen Wegen in Kontakt zu bleiben, virtuell über Videokonferenz, per Mail, per WhatsApp oder auch bei Terminen in Büros außerhalb der Schule. „Der Vertrauensaufbau ist ungleich schwieriger“, so Andrea Hahn-Pfeiffer. „Jugendliche sind darauf angewiesen, dass sie direkt am Schulstandort beraten werden. Sie können für ein Beratungsgespräch oft nicht kilometerweit in eine andere Stadt fahren.“ Gerade in dieser Zeit war es daher besonders wichtig, die Beratungen aufrechtzuerhalten, da viele Probleme in der Schule und persönliche Krisen durch Corona verschärft wurden. Die Lehrstellensuche ist um vieles schwieriger geworden, man kann sich keine andere weiterführende Schule vor Ort ansehen, Bildungswege sind viel schwieriger abzuklären.

Einen neuen Weg finden

Tina hat bis vor Kurzem eine höhere Schule besucht. Sie war eigentlich eine sehr gute Schülerin mit ausgezeichneten Noten und von jeher sehr zielstrebig. Schon früh war der 18-Jährigen klar, dass sie Sozialpädagogin werden möchte. Das war ihr großes Ziel. Nun hat sie sich entschlossen, die Schule abzubrechen. Einmal hat sie bereits eine Klasse wiederholt. Sehr viele Fehlzeiten im Unterricht haben nun dazu geführt, dass sie den Stoff nicht mehr nachholen kann und neuerlich wiederholen müsste. Gesundheitlich schafft sie das aufgrund der hohen psychischen Belastung und Depressionen aber nicht mehr. Tina hat Schlafprobleme und kann einfach nicht mehr abschalten. Gemeinsam mit Johanna Rupf vom Caritas-Jugendcoaching hat sie in vielen Gesprächen einen anderen Weg für sich gefunden: Sie möchte eine Lehre als zahnärztliche Assistentin beginnen und hat mithilfe des Jugendcoachings auch schon eine Lehrstelle gefunden. „Das Jugendcoaching hat mir sehr geholfen, für mich eine neue Entscheidung treffen zu können, dass es auch einen anderen Bildungsweg geben kann und die Welt nicht zusammenbricht, wenn ich diese Schule jetzt nicht beende“, erzählt Tina. „Als Tina zu mir gekommen ist, war sie wirklich an einem Punkt, wo es in der Schule nicht mehr ging. Gemeinsam haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, den Druck rauszunehmen, auch auf Umwegen an ein Ziel zu kommen. Es muss nicht diese eine Schule sein, es gibt auch andere Möglichkeiten, einen Beruf zu erlernen“, betont Jugendcoach Johanna Rupf.
 

"Mein Coach fragte mich, was mir gefällt und was ich mir für mein Leben vorstelle, was meine Fähigkeiten und Interessen sind. Bislang hat mir noch nie jemand solche Fragen gestellt."

 

Anastasia

Ähnlich ist es auch Anastasia ergangen. Psychische Probleme und eine posttraumatische Belastungsstörung haben sie in der 4. Klasse HLW gezwungen, die Schule zu beenden. „Es gab große Probleme in meinem familiären Umfeld und in der Schule, dann war alles zu viel“, erzählt Anastasia. „Mein Klassenvorstand hat mir noch gut zugesprochen, dass ich es doch weiter versuchen soll, aber das war aus psychischen Gründen nicht mehr möglich.“ Durch ihren Geografielehrer ist Anastasia schließlich zum Jugendcoaching der Caritas gekommen. „An das Erstgespräch kann ich mich noch gut erinnern. Mein Coach fragte mich, was mir gefällt, was ich mir für mein Leben vorstelle und was meine Fähigkeiten und Interessen sind. Das hat mir sehr gut gefallen, da mir bislang noch nie jemand solche Fragen gestellt hat. Wir haben über verschiedene Möglichkeiten in einigen Beratungsgesprächen diskutiert“, erinnert sich Anastasia.

Ich habe Ziele

Jugendcoach Severin Tanzer hat ihr durch diese schwere Zeit und viele Entscheidungen geholfen. Gemeinsam mit ihm ist sie nach einiger Zeit, in der sie berufstätig war, um Geld zu verdienen, zur Entscheidung gekommen, doch noch die Matura zu machen und eine Maturaschule zu besuchen. Diese findet zwar seit der Covid-19-Krise auch im Fernunterricht statt, dennoch wird sie mithilfe des Jugenchoachings die Maturaschule abschließen können.

„Ein schöner Erfolg“, freut sich Jugendcoach Severin Tanzer, „gemeinsam haben wir in der Coronazeit die Tagesstruktur zum Lernen erstellt, damit Anastasia überall gut mitkommt.“

„Leider werden Jugendliche viel zu oft in sehr starre Bildungswege gedrängt“, so Tanzer. „Es muss zum Beispiel unbedingt eine höhere Schule abgeschlossen werden. Kommen dann von außen schwierige Verhältnisse dazu, wie während der Corona-Lockdowns, dann wird es schnell zu viel und die Jugendlichen sehen keinen Ausweg mehr.“

„Die Unterstützung vom Jugendcoaching hat uns sehr geholfen“, sind sich die beiden jungen Frauen Tina und Anastasia einig. „Das Jugendcoaching ist uns in der schweren Zeit zur Seite gestanden und hat zur richtigen Zeit die richtigen Fragen gestellt.“

Zahlen und Fakten

843 Menschen mit Beeinträchtigungen

wurden von der Arbeitsassistenz

bei der Jobsuche begleitet

122 Klient*innen

wurden durch Jobcoaching

am Arbeitsplatz begleitet

229 jugendliche Klient*innen

wurden durch die Berufsausbildungsassistenz

in der integrativen Lehrausbildung begleitet

1.099 Jugendliche

durch Jugendcoaching begleitet

106 Klient*innen

erhielten Arbeitstraining in der

Einrichtung Beschäftigung und

Berufsorientierung (BBO)

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