In vielen Ländern, unter anderem im Senegal waren Existenzängste, der andauernde Kampf ums Auskommen und Hunger schon vor der Coronakrise tägliche Realität. Die Pandemie hat die Auswirkungen auf die Menschen vor Ort noch verstärkt.

Fatoumata Diallo ist 49 Jahre alt und Witwe. Seit dem Tod ihres Mannes ist sie für die Versorgung der gesamten Familie allein zuständig. Sie ist Bäuerin. „Vor der Pandemie waren unsere Gärten sehr reichhaltig aber wegen der Maßnahmen hatten wir eingeschränkt Zugang und deshalb wuchs weniger. Die Frauen, die mit mir diesen Garten hier bewirtschaften, sind wirklich sehr tapfer und versuchen, so gut wie möglich über die Runden zu kommen. Sie scheuen keine Mühe, um ihre Familien, ihre Kinder versorgen zu können”, berichtet Fatoumata Diallo, wie es ihnen in den letzten Monaten gegangen ist. Der Verkauf ihrer Ernte in den umliegenden Dörfern war während des Lockdowns verboten. Zeitweise gingen die Frauen auch von Tür zu Tür um ihre Ware zu verkaufen.

„Die Caritas hat uns beim Zugang zu einem Mikrokredit unterstützt. Damit konnten wir Werkzeug und Pflanzensamen kaufen. Aber aufgrund der Pandemie haben wir Schwierigkeiten, den Kredit zurückzuzahlen”, so Fatoumata Diallo. Die Versorgung der Kinder im Dorf ist auch schwieriger geworden. Wenn die Schule geöffnet ist, können die Kinder dort zu Mittag essen. Wegen Corona waren die Schulen aber von März bis November zu. Als Caritas haben wir die Dorfgemeinschaft auch dabei unterstützt, die Gärten einzuzäunen, damit diese vor Tieren geschützt sind. Zu Beginn der Regenzeit im Herbst konnte zum Glück wieder ausgesät werden. Fatoumata Diallo fasst ihre Lage zusammen: „Wir unterstützen uns gegenseitig, als Nachbarinnen, als Familien, aber es ist sehr schwierig.”

 

 

Unser größter Wunsch ist es, jeden Tag zwei Mahlzeiten zu haben

Ramatou Mane lebt mit ihrem Ehemann, den Kindern und der Familie ihres Mannes im Dorf Samba Khorédia Wolof. „Seit uns die Caritas unterstützt, arbeite ich in einem gemeinschaftlichen Gemüsegarten und betreibe auch Handel mit Erdnüssen", erzählt sie auf die Frage, was sich geändert hat, seit sie Unterstützung erhält.
„Doch seit Corona bleiben wir unter uns und wir halten uns an die Hygienemaßnahmen in unseren Dörfern und Familien”, beschreibt sie die aktuelle Situation. Vor Corona haben alle Frauen zusammen in den Gärten gearbeitet, jede hatte ihre eigene Aufgabe. Jetzt ist Arbeit nur in kleinsten Gruppen möglich.

„Große Probleme bereitet uns der schwierige Zugang zu Wasser. Das macht die Bewirtschaftung unserer Gärten sehr beschwerlich. Und aufgrund von Corona konnten wir für längere Zeit weder kaufen noch verkaufen”, beschreibt Ramatou Mane ihre Sorgen. Durch die Pandemie mussten viele Menschen außerdem ihre Ersparnisse oder Erntespeicher aufbrauchen. Glücklicherweise war die Regenzeit 2020 zur großen Erleichterung aller sehr ergiebig und brachte eine gute Ernte ein. Wasser bleibt aber nach wie vor, vor allem in der Trockenzeit, ein knappes Gut. Ramatou Mane versucht dennoch, in die Zukunft zu blicken: „Unser größter Wunsch wäre es, für alle im Dorf jeden Tag zwei oder gar drei Mahlzeiten zu haben.” Corona löst auch im Senegal Angst und Unsicherheit aus. Und hier führt diese Krise zu Hunger.

"Seit die Schulen wegen Covid-19 geschlossen waren und Kontaktbeschränkungen gelten, kann sich niemand mehr um den Garten kümmern. Jetzt wächst fast nichts mehr und Schafe und Ziegen haben alles verwüstet."

 

Seckou Seydi

Wiederaufbau des Schulgartens

Seckou Seydi ist 35 Jahre alt und ist mit seiner Frau und vier Kindern vor einem Jahr in das senegalesische Dorf Gourel Bocar gezogen, um hier eine Stelle als Lehrer anzunehmen. „Anfangs lief alles sehr gut. Sowohl der Unterricht als auch die Bewirtschaftung des Schulgartens hat sehr gut funktioniert. Doch während die Schulen wegen Covid-19 geschlossen waren und Kontaktbeschränkungen galten, kümmerte sich niemand mehr um den Garten. Nichts wuchs mehr und Schafe und Ziegen  verwüsteten alles”, erzählt er traurig. Davor hatten sich sowohl die Eltern als auch die Schüler und Schülerinnen um den Garten gekümmert und es gab eine gute Ernte mit Salat, Gombo und anderen Gemüsesorten. Seit die Schulen wieder geöffnet sind, werden die Gärten auch wieder bewirtschaftet, es gibt sogar schon erste Ernten. Das Obst und Gemüse aus diesen Gärten kommt den Kindern und deren Familien zugute.

Als Caritas haben wir eine Wasserpumpe für den Garten ermöglicht. Im ganzen Dorf gibt es sonst kein Wasser, aber so können alle Leute aus dem Dorf hier Wasser holen. Die Auswirkungen des Lockdowns haben gezeigt, wie wichtig dieser Brunnen und dieser Garten für die Ernährungssicherheit der Menschen vor Ort sind. Sie möchten jetzt die Renovierung des Gartens in Angriff nehmen. Dazu brauchen sie einen neuen Zaun, um den Garten vor Tieren zu schützen. Die Schülerinnen und Schüler und auch alle anderen hier im Dorf sind sehr engagiert und motiviert und als Caritas unterstützen wir den Wiederaufbau. Alle hoffen, dass die Pandemie bald zu Ende geht und sie den Garten bald wieder in vollem Ausmaß nutzen können.

 

Hilfe in unseren Partnerländern

Dafür bedanken wir uns bei unseren Fördergeberinnen und -gebern, Partnerorganisationen sowie Spenderinnen und Spendern: Kath. Frauenbewegung, Kath. Männerbewegung, Land NÖ, Diözese  St. Pölten, Europäische Union, Austrian Development Agency.

Zahlen und Fakten

690 Mio. Menschen

leiden weltweit an Hunger. Besonders betroffen sind

Kinder unter 5 Jahren. 191 Mio. Kinder sind infolge

von Mangelernährung unterentwickelt.

3.436 Familien

werden von der Caritas im Osten Senegals bei der Verbesserung

ihrer Landwirtschaft unterstützt oder haben einen Mikrokredit erhalten.

900 Schulkinder

in Internaten werden im Gegenzug von den umliegenden Bauern in Caritas-Projekten mit Lebensmitteln versorgt.

8.400 Menschen

profitieren insgesamt von der

Unterstützung im Osten Senegals.

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