Anton Hiesleitner ist seit seiner Pensionierung vor zehn Jahren Pfarrgemeinderat und Verantwortlicher für die PfarrCaritas in seiner Pfarre Euratsfeld.

35 Jahre hat er unter anderem beim ÖAMTC als Pannenhelfer gearbeitet, das Helfen und Auf-andere-Zugehen liegt ihm also schon im Blut. Seine Motivation ist unkompliziert, dafür aber umso effektiver: Man muss sich nur eine Frage stellen: Wie geht es den Menschen da draußen? Um das zu erfahren, muss man ihnen begegnen. „In unserer Gemeinde gibt es 57 Haussammlerinnen und Haussammler bei 1.700 Einwohnerinnen und Einwohnern. Da bin ich wirklich sehr zufrieden, es läuft recht gut bei uns in Euratsfeld, 5.000 Euro an Spenden konnten wir 2019 sammeln“, berichtet er stolz. „Problematisch ist es allerdings dort, wo neue Wohnblöcke oder Reihenhäuser entstehen. Unter den Zugezogenen finde ich leider nur wenige, die haussammlen gehen möchten, die Leute dort sind auch viel weniger zu Hause“, weiß er aus Gesprächen.

Dennoch gibt es zurzeit genügend Haussammlerinnen und Haussammler. Besonders hebt Anton Hiesberger die gemeinsamen Treffen für HaussammlerInnen hervor, bei denen über die Spendenprojekte der Caritas gesprochen wird: „Regelmäßige Treffen der Haussammler und Haussammlerinnen sind sehr wichtig, um sich auszutauschen und Probleme zu besprechen. Es ist außerdem wichtig, dass man genau erklärt, wofür die Spenden eingesetzt werden, je konkreter, umso besser. Je allgemeiner und breiter die Informationen, desto weniger spenden die Menschen“, erzählt der umtriebige und sympathische Pensionist. Selbstverständlich bespricht er als Verantwortlicher der PfarrCaritas auch immer mit den Sammlerinnen und Sammlern die Caritas-Projekte, damit diese bei Fragen gerüstet sind. „Wenn jemand Probleme beim Haussammeln mit Spender-Innen hat, bei Vorwürfen oder gar Beschimpfungen sage ich immer, sie sollen auf mich verweisen, ich rede dann mit den Leuten.“

Und dann kam Corona

Für den Start der Haussammlung 2020 war die Pfarre Euratsfeld schon sehr gut vorbereitet. Doch dann kam Corona. Die coronabedingte Ausnahmesituation in Österreich hat die Caritas bei der Haussammlung in zweierlei Hinsicht auf die Probe gestellt: Einerseits sind dadurch Tausende Menschen in Niederösterreich unverschuldet in Not gekommen und haben Unterstützung durch Spenden gebraucht; andererseits war die Haussammlung in ihrer gewohnten Form – nämlich im persönlichen Kontakt an der Haustür – nicht durchführbar. Rund 4.000 ehrenamtliche Haussammlerinnen und Haussammler gehen normalerweise Jahr für Jahr im Juni in der Diözese St. Pölten von Haus zu Haus, um Spenden für Menschen in Not zu sammeln. 2020 ist die Haussammlung coronabedingt schließlich mit der Post oder als Beilage in NÖN und der Kirchenzeitung Kirche bunt zu den Spenderinnen und Spendern gekommen. Das Ergebnis war dennoch überwältigend, 515.820 Euro wurden für die Haussammlung gespendet.

 

"Beim Haussammeln kommt man zu den Menschen nach Hause. Bei den Begegnungen sieht man, wenn es Menschen schlecht geht. Es sind aber nicht nur finanzielle Nöte, die man wahrnimmt, sondern viel öfter seelische Probleme."

 

Anton Hiesleitner

Verständnis für die Situation

Wie hat Anton Hiesleitner diese Zeit erlebt und wie sind die Haussammlerinnen und Haussammler mit der Situation umgegangen? „Die Haussammlerinnen und Haussammler waren am Beginn des Lockdowns schon besorgt und haben immer wieder nachgefragt, ob es denn jetzt was wird mit der Haussammlung. Anfangs hatten wir auch noch keine Informationen, wir wussten nicht wie es wirklich werden wird“, erinnert sich Anton Hiesleitner. Schnell war jedoch klar, dass die Haussammlung in üblicher Weise von Tür zu Tür nicht stattfinden kann, sondern dass es Erlagscheine für die Sammlung geben wird. „So haben wir das dann auch an die Sammlerinnen und Sammler kommuniziert. Es war sofort Verständnis für die Situation da. Viele SammlerInnen waren auch erleichtert, da sie Angst hatten und in einem Alter sind, in dem sie selbst zur Risikogruppe gehören. Wir haben aber gleich auch dazugesagt, dass es im Jahr darauf, also 2021, wieder eine normale Haussammlung geben soll“, so Anton Hiesleitner weiter.

Wieder mehr Kontakte

Nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 war die Situation in der Pfarre wieder entspannter, Messen fanden wieder mit dem gebotenen Mindestabstand statt. „Die EuratsfelderInnen haben das gut angenommen. Da ist uns im Zusammenhang mit der Haussammlung die Idee gekommen, in der Kirche eine eigene Spendenbox für die Haussammlung aufzustellen“, berichtet Anton Hiesleitner. Ältere Leute, die nicht so gerne mit Erlagschein einzahlen und sich sonst das Geld meist schon beiseitegelegt haben, hatten so die Möglichkeit, direkt zu spenden. „Zu Beginn des Lockdowns gab es auch die Befürchtung, dass allein lebende Menschen vielleicht Probleme wegen der Einsamkeit bekommen könnten. Wir haben sogar extra dazu aufgerufen, dass sich diese Personen melden können. Zum Glück ist es in den ländlichen Gemeinden aber doch noch so, dass sich durch Nachbarschaftshilfe und Familie diese Situationen nicht ergeben haben. Auch die allein lebenden Menschen bekamen immer Besuch aus dem Ort, und dann hat man eben über den Zaun oder übers offene Fenster miteinander geredet“, weiß Anton Hiesleitner.

„Ich hoffe sehr, dass es 2021 wieder eine herkömmliche Haussammlung von Tür zu Tür gibt. Denn beim Haussammeln kommt man zu den Menschen nach Hause“, wünscht sich Anton Hiesleitner. Bei den Begegnungen sieht man, wenn es Menschen schlecht geht. Es sind aber nicht nur finanzielle Nöte, die man wahrnimmt, sondern viel öfter seelische Probleme. „Die SammlerInnen sagen mir auch, wenn sie etwas wahrnehmen. Deshalb ist die Caritas- Haussammlung für mich so wichtig. Denn sonst würde es auch diese Begegnungen nicht mehr geben“, betont Anton Hiesleitner.

Zahlen und Fakten

515.820 Euro

wurden für die Haussammlung 2020 mithilfe von Erlagscheinen in Zeitungen und per Post gespendet. Die klassische Sammlung an der Haustür konnte coronabedingt nicht stattfinden.

75 Pfarren

konnten mit dem Projekt „Schritte der Hoffnung“ in einer besonders herausfordernden Zeit der Verunsicherung stärkende und hoffnungsvolle Impulse setzen. Ein Rundgang mit 6 Stationen in der Kirche gab Gelegenheit, bewusst innezuhalten, Kraft zu schöpfen, Danke zu sagen und den Blick wieder in die Zukunft zu richten.

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