2020 war durch die Coronakrise ein herausforderndes Jahr in der Pflege. Aber trotz der zusätzlichen Belastung durch Schutzausrüstung und einer phasenweise angespannten Personalsituation bei Quarantäne von Pflegekräften haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorragende Arbeit geleistet und vollen Einsatz gezeigt.
Am 9. März 2020 hat Gerlinde Resl die Sozialstation Scheibbs als Einsatzleiterin übernommen, am 13. März folgte der harte Lockdown. „Das war momentan für alle schon ein großer Schock. Gott sei Dank habe ich alle Mitarbeiterinnen zu diesem Zeitpunkt schon gut gekannt, das hat die schwierige Situation, die nun auf uns zukam etwas erleichtert“, erzählt die Sozialstationsleiterin. „Wir haben die Kundinnen und Kunden durchtelefoniert und nicht unbedingt notwendige Pflegebesuche abgesagt. Es gab in diesem Moment noch keine Erfahrungen mit der Krankheit und dem Virus, kaum Schutzausrüstung und Mund-Nasen-Schutzmasken, keine Schnelltests, nichts was jetzt mittlerweile selbstverständlich ist. Das hat schon große Angst ausgelöst“, erinnert sich die Sozialstationsleiterin an die
Situation im März letzten Jahres. „Die Kundinnen und Kunden haben im ersten Moment auch nicht verstanden, was überhaupt los ist. Erst durch die anhaltende Information im Fernsehen und durch die Übertragung der Pressekonferenzen ist der Ernst der Lage bewusst geworden.“
Hohe Arbeitsbelastung
Viele Mitarbeiterinnen haben am Anfang befürchtet, sie könnten das Virus übertragen, die alten pflegebedürftigen Menschen anstecken oder auch selbst angesteckt werden. „Da am Anfang keine Schutzmasken erhältlich waren, haben wir in der Sozialstation begonnen, Mund-Nasen-Schutzmasken selbst zu nähen. Auch in der Caritas in St. Pölten gab es Maskennähaktionen, sodass wir alle Mitarbeiterinnen mehrfach mit selbst genähtem Mund-Nasen-Schutz ausstatten konnten“, berichtet Gerlinde Resl. „Im Laufe der Zeit gab es dann Gott sei Dank ausreichend Schutzausrüstung, denn wir haben die Pflege auch bei coronapositiven hochbetagten Menschen weiter durchgeführt. Das war schon eine hohe Arbeitsbelastung und damals in der Hauskrankenpflege unter diesen Bedingungen keine Selbstverständlichkeit, denn in manchen Haushalten waren auch alle Angehörigen erkrankt.
Die Angst, sich selbst anzustecken, war also immer präsent“, so die 46-Jährige. „Ich weiß noch, dass ich nach solchen Einsätzen zu Hause sofort in der Waschküche meine Dienstkleidung in die Wäsche gegeben, mich gewaschen und erst dann das Haus betreten habe. Überhaupt haben sich die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschoben“, weiß Gerlinde Resl. „Denn plötzlich wurde auch allen Mitarbeiterinnen bewusst, dass sich das Verhalten im Privatleben auch im Berufsleben auswirken wird. Je mehr Menschen ich im Privatleben treffe und je mehr sich das potentielle Ansteckungsrisiko erhöht, umso eher könnte sich das auch im Berufsleben auswirken, besonders in der Pflege ist das fatal und eine hohe psychische Belastung. Dazu kam noch, dass auch keine Dienstbesprechungen oder Begegnungen in der Sozialstation stattfinden konnten, der Austausch, das Miteinander hat sehr gefehlt.“
Auch privat eine Herausforderung
Auch privat war diese Situation für Gerlinde Resl eine Herausforderung, denn als siebenfache Mutter hat sie immer einiges um die Ohren. Die Kinder der 46-Jährigen sind im Alter von acht bis 26 Jahren, fünf davon leben noch zu Hause. „Ich kann nicht alles allein machen. Da muss schon jede und jeder seinen Teil dazu beitragen und Aufgaben übernehmen, damit das Zusammenleben auch in Zeiten von Homeoffice und Home-
schooling gut funktioniert“, berichtet sie aus Erfahrung. Dass sie gleichzeitig auch noch ihren Job so gut managen kann, hat sich im Laufe der Jahre ergeben.