Derzeit arbeiten bzw. leben 37 Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung in den Einrichtungen der Caritas der Diözese St. Pölten. Etwa 1 Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes sind von Autismus betroffen, das sind ca. 87.000 Erwachsene, Jugendliche und Kinder in Österreich.

Vielen von uns ist noch der Spielfilm „Rain Man“ mit Dustin Hoffman und Tom Cruise in Erinnerung. Ist so Autismus? Und was ist eine Autismus-Spektrum-Störung?
Menschen mit Autismus haben unterschiedliche Fähigkeiten und auch unterschiedliche „Schwierigkeiten“ im Alltag und in der „Selbstversorgung“. Über das im Film gezeigte phänomenale Gedächtnis verfügen aber nur sehr wenige betroffene Personen, man spricht auch von einer „Inselbegabung“. Tatsächlich machen es aber bestimmte Bereiche im Leben der Personen schwer, ein komplett unabhängiges Leben zu führen, viele Personen haben eine kognitive Beeinträchtigung, viele sind auf Unterstützungsangebote angewiesen. 

Autismus wird laut ICD-10, der „Internationalen Klassifikation für Krankheiten“, als tiefgreifende Entwicklungsstörung gesehen. In neuerer Zeit spricht man aufgrund der unterschiedlichsten Ausprägungen immer häufiger auch von Autismus-Spektrum-Störungen. Dabei werden die gemeinsamen Themen betont: die Probleme in der sozialen Interaktion und Kommunikation und den sich wiederholenden Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten. Im Alltag bedeutet das, dass Personen mit Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus, klar strukturierte Abläufe in Arbeitssituationen brauchen, eine eindeutige Kommunikation, klare Strukturen benötigen. Personen mit frühkindlichem Autismus brauchen eine reizärmere Umgebung, kleinere Arbeitsgruppen und auch klare (Arbeits-)Strukturen. Zurzeit arbeiten neun Menschen mit Behinderungen im carla Krems, dem größten Secondhand-Lager der Caritas St. Pölten. Einer von ihnen ist Alexander Waldbauer. 
 

Perfektion in der Bücherabteilung

Auch der 33-Jährige lebt mit Autismus. Im carla Krems konzentriert er sich mit seinen Fähigkeiten und seiner Perfektion ganz speziell auf die Bücherabteilung. Man merkt sofort, das ist seine Welt. Begeistert und engagiert führt er uns durch die Abteilung mit endlosen Buchreihen und erzählt: „Zuerst habe ich in der Caritas-Werkstatt Krems zu arbeiten begonnen, das carla ist ja gleich nebenan und seit dem Jahr 2008 bin nun schon hier“, erinnert sich Alexander Waldbauer. „Die Bücher werden alle nach Kategorie geordnet und sortiert, das mache ich sehr gerne und dieses Ordnungssystem kommt mir sehr entgegen. Zu Beginn der Woche ist es meine wichtigste Aufgabe, die Bücherregale wieder in ihren Urzustand zu bringen, denn die Kund*innen des carla nehmen die Bücher aus den Regalen, schmökern darin und stellen sie dann nicht mehr oder falsch zurück. Das heißt, alles muss wieder zurück an seinen richtigen Platz, damit die Regale wieder ordentlich und aufgeräumt aussehen. Damit bin ich dann schon eine ganze Weile beschäftigt“, betont der 33-Jährige. „Leider werden von den Kund*innen oft auch die kleinen Preisschilder abgerissen, das ärgert mich sehr, diese Bücher muss ich ebenfalls aussortieren und wieder neu bepreisen.“

"Es gilt, Menschen im Autismusspektrum zuallererst als Personen zu begegnen. Die anders kommunizieren, andere Denkmuster haben und wo wir uns bemühen müssen, unser Gegenüber zu verstehen und uns auf dieses Anderssein einzulassen."

 

Christoph Stieber

Geeignete Rahmenbedingungen schaffen

„Die Arbeit, die Alexander Waldbauer gewissenhaft und genau durchführt, soll wertgeschätzt werden und seine Fähigkeiten gesehen werden. Es gilt, Menschen im Autismusspektrum zuallererst als Personen, als Individuen zu begegnen. Die anders kommunizieren, andere Denkmuster haben und wo wir uns bemühen müssen, unser Gegenüber zu verstehen und uns auf dieses Anderssein einzulassen”, erklärt der Klinische Psychologe Christoph Stieber vom Bereich Caritas für Menschen mit Behinderungen. „Aus unserer Erfahrung gibt es unterschiedlichste Themen in der Unterstützung von Personen im Autismusspektrum: Im Lebensbereich Arbeit geht es darum, vielfältige und passende Arbeitsangebote anzubieten und Rahmenbedingungen zu schaffen, die auf die besonderen Bedürfnisse der Personen Rücksicht nehmen (z.B. reiz-ärmere Umgebungen, klare Strukturen und Abläufe, kleinere Gruppen). Auch im Lebensbereich Wohnen sind diese Besonderheiten zu berücksichtigen. Wir wissen, dass wir nicht überall optimale Bedingungen anbieten können, sehen es aber als Zukunftsaufgabe, auch für diese Personengruppe bestmögliche Angebote zu schaffen”, so Stieber. „Und wir müssen versuchen, die Personen individuell zu verstehen und bestmöglich zu unterstützen. Damit sie ihre Talente leben können!”

„Um auch etwas Abwechslung und neue Perspektiven in den Arbeitsalltag zu bringen, ist Alexander Waldbauer zwei Mal in der Woche in der Elektroabteilung tätig“, betont carla-Leiterin Monika Steiner. „Es ist uns auch ein besonderes Anliegen, Klient*innen auch immer wieder in Anstellungen oder Praktika in Betrieben außerhalb des carlas zu bringen.

So war Alexander Waldbauer für einige Zeit auch als Regalbetreuer im Drogeriemarkt Müller in Krems tätig. Zurzeit hilft er auch bei den Gartenarbeiten im Caritas- Wohnhaus aus. Alexander Waldbauer ist mit seiner Tätigkeit im carla Krems sehr zufrieden: „Ich bin froh, hier eine Arbeit zu haben, bei der ich meine Fähigkeiten und Talente ausleben kann.“

Zahlen und Fakten

340 Frauen und Männer

leben in 18 Wohnhäusern für

Menschen mit Behinderungen

192 Frauen und Männer

werden durch die

Wohnassistenz begleitet

749 Frauen und Männer

arbeiten in 16 Werkstätten für

Menschen mit Behinderungen

116 Frauen und Männer

sind in 3 Recyclingbetrieben

beschäftigt

16 Frauen und Männer

mit Beeinträchtigung arbeiten

in den carlas Krems und Vitis

349 Veranstaltungen

im Rahmen des Freizeit-

angebotes „Treffpunkt”

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