„Zum Glück kann ich noch
Die Sozialberatung.Nothilfe der Caritas hilft Menschen in schwierigen Situationen unbürokratisch und rasch. Doch welche Schicksale stehen hinter den Menschen, die in die Sozialberatung.Nothilfe kommen?
Helene Scheibelreiter lebt in einfachsten Verhältnissen im nördlichen Waldviertel auf einem kleinen alten Bauernhof, den sie sehr günstig mieten kann. „Einiges wäre an dem alten Gebäude schon zu reparieren“, erzählt die 71-Jährige. „Zum Glück kann ich noch sehr vieles selbst machen.“ So verwertet Helene Scheibelreiter zurzeit das alte Holz des morschen Stadels mittels Kreissäge und Hacke zu Brennmaterial. Damit kann sie drei Räume in ihrem kleinen Bauernhof beheizen und mit dem Holzherd in der Küche auch kochen. Helene Scheibelreiter lebt von einer kleinen Pension, da ihr die vollen Beitragsjahre durch die Kinderbetreuung fehlen. Damit kommt sie einigermaßen über die Runden, ihre Lebensmittel bezieht sie ausschließlich aus dem Caritas-Sozialmarkt in Gars am Kamp. Ab und zu Ziegenmilchprodukte vom regionalen Bauernmarkt sind ihr kleiner Luxus.
Helene Scheibelreiter kann auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken. Sehr schwierige und ärmliche Verhältnisse prägen ihre Kindheit, mit ihren fünf jüngeren Geschwistern wächst sie ab dem zehnten Lebensjahr in einem SOS-Kinderdorf auf. „Mit unserer Kinderdorf-Mutter hatten wir großes Glück. Sie hat uns Kraft und Halt gegeben und darauf geschaut, dass wir alle gut durch die Schule kommen und eine Ausbildung abschließen“, erinnert sich die 71-Jährige. So hat Helene Scheibelreiter eine Schneiderlehre bis zur Meisterprüfung absolviert.
Leben in einfachen Verhältnissen
Bald lernt sie ihren ersten Mann kennen, aus dieser Ehe stammen auch ihre drei Kinder. Er verlässt sie wegen einer Jüngeren, doch auch in der zweiten Ehe hat sie kein Glück. Da sie als Schneiderin keine Arbeit mehr findet, startet sie mit Mitte 40 noch eine Ausbildung als Pflegehelferin, die sie auch erfolgreich abschließt. „Dieser Beruf hat mich sehr ausgefüllt und ich habe ihn bis zu meiner Pensionierung ausgeübt“, erzählt Helene Scheibelreiter. Auch die Ausbildung zur Hospizbegleiterin hat sie absolviert. Bei der großen Hochwasserkatastrophe 2002 in Niederösterreich meldet sie sich als freiwillige Helferin bei den Aufräumungsarbeiten und lernt so ihren dritten Mann kennen. Aus einer anfangs wunderbaren Zeit wird durch Alkohol, körperliche und psychische Gewalt ein unerträglicher Lebensalltag. Helene Scheibelreiter geht mit dem, was sie am Körper trägt, und findet zuerst Unterschlupf bei einer Freundin, dann bei ihren Geschwistern.
Heute lebt sie in einfachsten Verhältnissen auf dem kleinen Bauernhof. „Ich hoffe, den Bauernhof noch lange mieten zu können und gesund zu bleiben“, sagt Helene Scheibelreiter. „Dennoch bleibt die Unsicherheit. Was ist, wenn das nicht mehr geht?” Deshalb hat sie auch um einen Termin bei der Caritas-Sozialberatung angesucht, denn hier ist es zusätzlich zur Beratung zu ihrer Lebenssituation auch möglich, finanzielle Überbrückungshilfen bzw. einen Heizkostenzuschuss zu erhalten. Trotz allem, was sie erlebt hat, ist Helene Scheibelreiter heute ein unglaublich positiver Mensch und strahlt Zufriedenheit und Zuversicht aus. Kraft bezieht sie aus ihren regelmäßigen Treffen mit ihren Geschwistern, der guten Gemeinschaft im Dorf und dem gemeinsamen Singen und Musizieren mit einer Freundin.