Die Perspektive wechseln, den Horizont erweitern, Neuland entdecken oder einfach Erfahrungen sammeln: Die Caritas St. Pölten ermöglicht internationale Freiwilligeneinsätze in ihren Projekten in Albanien und Senegal.

Die Freiwilligen haben die Möglichkeit, zum Beispiel bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen in einer Schule oder als Unterstützung in einem Gesundheitszentrum oder in einem landwirtschaftlichen Projekt mitzuarbeiten. Einer dieser international Freiwilligen ist Leonhard Ragg, der im Mai 2021 maturiert hat. Seit September 2021 ist er nun in Albanien in der von der Caritas St. Pölten unterstützten Tagesstätte für Menschen mit Behinderungen in Arrameras nördlich der Hauptstadt Tirana.

Warum hast du dich für einen Einsatz in Albanien entschieden?
Leonhard Ragg: Mir hat meine Auslandserfahrung in Amerika sehr gut gefallen und ich wollte das meiste aus meinem Zivildienst machen. Mich hat die Geschichte Albaniens fasziniert genauso wie die Sprache, die mit keiner anderen Sprache eng verwandt ist. Zudem hat mir das Projekt in Arrameras sehr gut gefallen. Außerdem war ich neugierig, da Albanien zwar recht nahe ist, ich dennoch recht wenig über das Land wusste. 

Wie kommst du in diesem Land zurecht? Was sind die größten Hürden, die größten Unterschiede zu Österreich?
Leonhard Ragg: Sehr gut, da Albaner*innen ausgesprochen hilfsbereit und freundlich sind! Eine Hürde ist natürlich die Sprache, da insbesondere die ältere Bevölkerungsschicht kein oder nur schlechtes Englisch spricht, jedoch können viele junge Menschen sehr gut Englisch und mittlerweile kann ich auch schon ein bisschen Albanisch. Grundsätzlich ist Albanien von der Kultur nicht sehr weit entfernt von der österreichischen. Was jedoch sofort auffällt, ist der Wunsch vor allem junger Albaner*innen, nach Mitteleuropa zu ziehen, um dort zu studieren und anschließend zu leben. Auch viele Erwachsene spielen mit dem Gedanken und sind sehr  interessiert an der österreichischen Kultur und der deutschen Sprache. 
 

In welchen Projekten bist du im Einsatz?
Leonhard Ragg: Ich bin in einem Projekt der Caritas für junge Erwachsene mit kognitiver Beeinträchtigung in Arrameras, circa 20 Minuten nördlich von Tirana. Im Tageszentrum verbringen die Klient*innen die Zeit mit Gleichaltrigen und spielen Fußball, puzzeln oder lernen „Life Skills“ in Workshops. Die Caritas Albanien hat zudem noch viele weitere Projekte, bei denen ich manchmal mithelfe.  

Was sind deine Aufgaben bzw. wie ist dort dein Tagesablauf?
Leonhard Ragg: Es geht eher darum, den Menschen mit Behinderungen ein soziales Umfeld zu geben, Zeit mit ihnen zu verbringen, ihnen Life Skills und Grundkenntnisse beizubringen und ihre Familien, die sich oft den ganzen Tag um sie kümmern, zu entlasten.

Was ist deine Motivation? Was treibt dich an?
Leonhard Ragg: Die Leute. Es ist jeden Tag so eine positive Stimmung im Tageszentrum und ich merke, wie alle es genießen, im Tageszentrum Zeit verbringen zu dürfen. So verfliegt schlechte Laune schnell.
 

„Ich weiß jetzt, was es bedeutet, allein ins Ausland zu ziehen, und mit welchen Herausforderungen man konfrontiert wird. Diese Erfahrung hat mich emotional und sozial zu einem anderen Menschen gemacht, und ich hoffe, dass ich in Zukunft andere Menschen durch meine Erfahrung inspirieren, bereichern und motivieren kann.“

 

Leonhard Ragg

Gibt es ganz besondere Erlebnisse?
Leonhard Ragg: Ich habe manches erlebt, das mir die Augen geöffnet hat. Fast ironisch, aber sehr schön zu sehen ist, wie lebensfroh alle im Zentrum sind. Gerade jene Menschen, die es in unserer heutigen Gesellschaft besonders schwer haben, sind am glücklichsten und so positiv gestimmt. 
Auch die Ehrlichkeit und die Direktheit haben mich überrascht. Anfangs war diese Offenheit fremd und unangenehm, aber mittlerweile genieße ich es sehr zu wissen, dass, wenn ich etwas mache, was jemanden stört, ich das auch gesagt bekomme, ohne dass hinter meinem Rücken über mich geredet wird. 

Was sind die großen Herausforderungen vor Ort?
Leonhard Ragg: Als ich ankam, kannte ich niemanden, weder das Land noch die Sprache. Das war schon ein komisches Gefühl, einfach irgendwo zu sein, wo mir nichts vertraut ist. Es war auch gewöhnungsbedürftig, meine Morgenroutine nach den Zeiten, wann ich fließendes Wasser habe, auszurichten. Vor allem der Verkehr und das Bussystem sind verwirrend gewesen, aber mittlerweile kenne ich mich aus und habe mich gut eingelebt.
 

Was nimmst du persönlich aus diesem Engagement für dich mit?

 

Leonhard Ragg: Ich weiß jetzt, was es bedeutet, allein ins Ausland zu ziehen, und mit welchen Herausforderungen man konfrontiert wird. Diese Erfahrung hat mich emotional und sozial zu einem anderen Menschen gemacht, und ich hoffe, dass ich in Zukunft andere Menschen durch meine Erfahrung inspirieren, bereichern und motivieren kann. Ich habe gelernt, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und mit Kulturunterschieden umzugehen. Doch das mit Abstand Schönste, was ich erleben durfte, ist die Freundlichkeit der Albaner*innen mir und ihren Mitmenschen gegenüber. Ich freue mich darauf, davon etwas nach Österreich mitzunehmen und diese Lebenseinstellung mit meinen Mitmenschen teilen zu können!

Zahlen und Fakten

114.000 Menschen

mit Behinderungen leben in Albanien.

38 Frauen und Männer

mit Behinderungen werden in der Tagesstätte der Caritas in Arrameras betreut, weitere 250 Personen in den Beratungszentren.

2.940 Kinder

wurden in 4 Projekten im Bereich Ernährungssicherung unterstützt.

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